Speyerer Bote Februar 2022

6 Dieser Stempel wurde geschaffen, da sich die einflussreiche Postkundschaft – überwiegend Adlige und Großkaufleute – über die angeblich zu langsame Postbeförderung beklagte. Erst wurde der Stempel in London eingeführt, später folgten die Städte Dublin, Edinburgh und New York City. Meist wurde der Stempel auf der Rückseite des Briefes angebracht, sobald er ein Postamt erreichte. Somit war auch die Laufzeit eines Briefes dokumentiert. Sehr früh entstanden außerdem die sogenannten „Bezahlt“Stempel, die ein vorausbezahltes Porto bestätigten. Der erste Poststempel dieser Art stammt aus dem Jahr 1681 und wurde in London verwendet. Er trug die Inschrift „Paid One Penny“. Als weitere Dokumentation sollte der Poststempel den Aufgabeort dokumentieren. Solche Informationen finden sich bei frühen französischen Stempeln, die üblicherweise die Stadt angegeben. Hier zwei Nachbildungen französischer Stempel (links Avignon – die Spitzen sind normalerweise abgerundet, rechts Bayeux). Gerade aus Frankreich sieht man eine große Formenvielfalt. Da es zu dieser Zeit noch keine Normierung gab, konnten die örtlichen Postmeister die Stempel nach Ihrem Geschmack herstellen. So gab es gerade in Frankreich viele Stempel, die eine Lilie aus dem königlichen Wappen zeigten. 1750 wurde der erste Münchner Poststempel (DE MUNIQUE) der in französischer Sprache gehalten war, von dem Postmeister der Turn und Taxisschen Post eingeführt. Zu dieser Zeit herrschte an den Höfen üblicherweise die französische Sprache. Zudem hatte ein gewisser Teil der Bevölkerung die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben sowie die Mittel, Briefe zu versenden oder zu empfangen. Dies war bis zur Postreform im 19. Jahrhundert keine billige Angelegenheit.

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