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16 Vom Deutschlandsammler zum „glühenden Entdecker“ und Europäer ­ Meine philatelistisch intensivsten Jahre waren vermutlich zwischen 19771982. Es war die Zeit, wo ich noch zu Hause wohnte und für alle meinen „Leidenschaften“ daher sehr viel Zeit hatte. Doch das änderte sich bald – ja, geradezu schlagartig. 1978 hatte ich eine Ausbildung als Bauschlosser bei der BASF in Ludwigshafen angefangen. In gewisser Weise bedeutete dies eine Zäsur in meiner Kindheit, die ich heute aber auch als ein Wendepunkt meines Lebens bezeichnen möchte. Als „Landei“ ging es jetzt in die [scheinbar] „große weite Welt“ und der „Ernst des Lebens“ hatte mich ergriffen. Keiner meiner AzubiKollegen, die größtenteils aus Ludwigshafen und Umgebung kamen, frönte mein geliebtes PhilatelieHobby. Sie hatten anderes im Kopf. Das war zwar irgendwie schade, jedoch nicht zu ändern. Schnell merkte ich, dass man mit diesen Jungs keine gewohnten Freundschaften schließen. Dazu waren wir zu verschieden. Man würde heute sagen: „ich tickte schon damals ganz anders.“ Und in meiner Rückerinnerung glaube ich heute zu wissen, dass sie auch wirklich anders waren wie die mir bekannten Speyerer und Römerberger Buben. So galt es, sich zu arrangieren, was auch gelang. Denn im Grunde genommen waren wir – als so genannte geburtenstarke Jahrgänge – eigentlich Kontrahenten, die um eine spätere Übernahme in der BASF wetteiferten … An den Wochenenden und hauptsächlich während den Feiertagen war die Philatelie ein schöner und erfüllender Zeitvertreib. Stundenlang saß ich vor meinen Alben und sortierte ein, hinzu und um. An Weihnachten – so glaube ich – erhielt ich als Geschenk ein Trockenbuch und so konnte ich endlich richtig professionell Briefmarken vom Papier „aufweichen“ und im dafür vorgesehenen Buch langsam trocknen lassen. Der Vorteil war, dass sie ganz glatt aus dem Trockenbuch kamen und sich nicht mehr so blöd wellten, wie bei meiner bisherigen amateurhaften Vorgehensweise. Hierzu nahm ich zum Beschweren dicke Bücher, so dass gelegentlich auch mal „Winnetou und Old Shatterhand“ dran glauben mussten. Gesteigert wurde das Ganze nur noch, indem ich mir kurz darauf Mehr noch: es hat mich als Mensch beeinflusst und sicherlich auch geprägt. Und so sage ich nach fast 40 Jahren: „Danke, lieber Herr Georg Kapp. Danke BSVSpeyer!“

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